KIRCHENPLATZ-NEUGESTALTUNG

Neuer Kirchenplatz Edelstal

Neugestaltung von öffentlichem Raum in der Gemeinde Edelstal

Vorwort Bürgermeister Gerald Handig, Gemeinde Edelstal:

„Der Paving Design Award 2015 hat der Gemeinde die einmalige Gelegenheit geboten, den Ortskern von Edelstal zeitgemäß und modern zu planen, ohne dabei den dörflichen Charakter außer Acht zu lassen. Diesen Wettbewerb zu gewinnen, hat für die Gemeinde Edelstal nicht nur eine besondere Ehre dargestellt, sondern hat auch spannende Herausforderungen einer verantwortungsvollen Umsetzung mit sich gebracht. Als Bürgermeister möchte ich mich bei allen bedanken, die zum Gelingen des Projektes beigetragen haben. Ganz besonders danke ich allen Studenten für deren Engagement.“

 

Projektentstehung – Vorgeschichte

Im Jahr 2015 lobte das FOP – Forum Qualitätspflaster – einen studentischen Ideenwettbewerb, den Paving Design Award 2015, aus. Mit der Gemeinde Edelstal im Burgenland war ein idealer Partner gefunden und mit ihr das Ortszentrum der Gemeinde, bestehend aus den Straßenräumen zwischen Kirche und Hauptstraße. Die Schaffung eines neuen Ortszentrums für alle BewohnerInnen zur Stärkung des sozialen Lebens war das Ziel.

Das Siegerprojekt mit dem Titel „Das Edelstal – so unscheinbar, so besonders“ wurde der Gemeinde im Frühjahr 2016 präsentiert und stellte die Grundlage für die weiteren Planungen im Ortszentrum von Edelstal dar.
Ausgangspunkt für die gestalterischen Überlegungen war die reizvolle, leicht hügelige Landschaft mit fließender Topographie rund um die Gemeinde.
Zentrales Thema war es, ein neues, lebendiges Ortszentrum mit einem einheitlichen Gestaltungskonzept zu schaffen, das sich über neu zu gestaltenden Flächen zieht.

Im Frühjahr 2017 wurde vom Gemeinderat beschlossen, mit der Neuplanung und Umgestaltung des Kirchenplatzes zu beginnen. Die Ausschreibung der Straßenbau-, als auch der Garten- und Landschaftsbauarbeiten erfolgte im Sinne des Bundesvergabegesetzes als nicht offenes Verfahren im Unterschwellenbereich.
Bevor die Bauarbeiten im Kirchenumfeld begonnen wurden, fanden auch Bürgerinformationen und -beteiligungen statt. Der Bauablauf und die Detailausführung wurden der Bevölkerung ausführlich präsentiert.

Die Umsetzung und Ausführung der Gestaltung erfolgte im Sommer/Herbst 2018.

 

Neuer Kirchenplatz

Der neue Kirchenplatz ist das Kernstück der sich weiterentwickelnden Gemeinde: ein Ort für alltägliche Begegnungen, für Feste, die das ganze Jahr über stattfinden, für Hochzeiten aber auch als Verabschiedungen.

Aktuell ist der Kirchplatz mehr eine Straße als ein Platz. Ein breites Asphaltband verhindert das Empfinden räumlicher Geschlossenheit und ist ohne Bezug auf die den Platz bestimmenden architektonisch-räumlichen Elemente.

Die Kirche ist bestimmend für den neuen Platz, ihr Portal dominiert den Platz und ist von weithin sichtbar. Der zugehörige Pfarrhof, die Aufbahrungshalle, aber auch öffentliche Gebäude wie die Feuerwehr bilden den Rahmen für den Platz. Zusammen mit privaten bzw. landwirtschaftlichen Gebäuden und Mauern stellen sie die für den Platz wichtigen Raumgrenzen dar.

Ziel der Gestaltung war es, den Platz durch den Bodenbelag hervorzuheben. Die Straße bzw. Fahrbahn wird über den Platz geführt und ordnet sich der neuen Gestaltung unter.
Der Pfarrgarten, bislang wenig beachtet und kaum genutzter Grünraum, wurde neu inszeniert und ergänzt die befestigten Platzflächen als wichtigen Gartenraum, der für Veranstaltungen und Feiern genutzt werden kann. Im Sommer spenden die Baumgruppen Schatten.
Auch die Pieta – vormals hinter Sträuchern und Hecken versteckt – wurde freigestellt und ist nun sichtbar und Teil des Gesamtensembles.

Ein verbreiterter Gehweg verbindet Pfarrhof, Kirche und Aufbahrungshalle miteinander. Vor der Kirche wird der Vorbereich durch die Pflasterung und die Sitzgelegenheiten aufgewertet.

Stellplätze für PKW sind neben der Fahrbahn situiert und ermöglichen das Parken auf den dafür vorgesehenen Bereichen, die durch farblich hervorgehobene Pflasterungen kenntlich gemacht wurden. Der unmittelbare Platz vor der Kirche bleibt frei.
Vor dem Feuerwehrhaus entstand ein neuer Treffpunkt.

Für die Nutzung des neuen Kirchplatzes wurden Anschlüsse für Trinkwasser und Elektroanschlüsse errichtet, um z.B. Punschhütten anspeisen zu können oder Beleuchtungen im Pfarrgarten anschließen zu können.

 

Oberflächen

Die befestigten Oberflächen wurden mit Plattenbelagsmaterialien aus Naturstein gestaltet. Das Reihenpflaster mit Bahnen in 18 cm bzw. 24 cm Breite wurde mit Granitsteinen in drei grau- Schattierungen befestigt und zieht sich von den Gehwegbereichen über die Fahrbahn hinweg bis zu den PKW–Stellplätzen.
Tiefborde markieren den Fahrbahnbereich. Pflanzbereiche sind mit Hochborden eingefasst.

 

Barrierefreiheit

Sämtliche Oberflächen wurden barrierefrei ausgebildet. Alltagstaugliche Oberflächenmateralien (Pflaster- und Plattenbeläge) gewährleisten eine problemlose Nutzung für Fußgänger, Radfahrer als auch für den motorisierten Verkehr.
Der Kirchenzugang über das Hauptportal wurde ebenfalls neu gestaltet und dabei auf eine Stufe reduziert. Der Zugang in das Pfarrhaus erhielt eine neue behindertengerechte Rampe, um stufenfrei ins Gebäude gelangen zu können.

 

Bepflanzung

Vor der Kirche blieben die beiden flankierenden Kastanienbäume erhalten. Vor der Aufbahrungshalle und auf der gegenüberliegenden Platzseite wurden Bäume gesetzt, um das Raumempfinden am Platz zu verstärken.
Pflanzbeete mit Stauden und Sträuchern schaffen Blühaspekte im Frühjahr und Sommer, sind aber auch im Winter attraktiv.
Diese Beete wurden mit einer automatischen Bewässerungsanlage versehen, um die laufende Pflege zu vereinfachen. Die Auswahl der Stauden und Sträucher richtete sich nach der natürlich vorkommenden Vegetation am Spitzerberg und der Umgebung von Edelstal.

 

Beteiligungsprozess

Um den Planungsprozess transparent zu halten, wurde der Verlauf der Planungen den Bürgern und Bürgerinnen laufend präsentiert. Ein Modell der neuen Platzgestaltung und Präsentationspläne half bei den Bürgerdiskussionen und bei der Veranschaulichung der aktuellen Inhalte. Bei regelmäßig stattfindenden öffentlichen Infoabenden wurde über den Verlauf des Projektes berichtet.
Das Einbinden der Bevölkerung in das Projekt verstärkte die Identifikation mit dem Projekt, Bedenken konnten gemeinsam diskutiert und entschärft werden und auf Wünsche konnte in der Planung rechtzeitig reagiert werden.
Bei der Diskussion um die Gestaltung des Vorbereiches vor der Kirche war auch die Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt und der Diözese erforderlich. Der Pfarrgemeinderat von Edelstal war ebenfalls aktiv im Projekt eingebunden.

     

Zusammenarbeit mit der Dorferneuerung und Dorfentwicklung im Burgenland

Das Projekt wird ihrem Vorbildcharakter gerecht und zeigt als best practice-Beispiel, wie vom Beginn, also der Projektidee, gemeinsam unter Beteiligung vieler Personen und Organisationen, daran gearbeitet wurde um ein bestmögliches Ergebnis zu erreichen.


Die „umfassende Dorferneuerung“ im Burgenland setzt schwerpunktmäßig auf Nachhaltigkeit und BürgerInnenbeteiligung. 2017 hat eine Kommission der Dorferneuerung die Gemeinde bzw. den Projektstandort besucht. Die Gemeindevertretung und das Planungsteam haben das Projekt vorgestellt und erhielten von der Kommission sehr positive Rückmeldungen, vor allem auch wertvolle Anregungen.

Wesentlich ist es für die Gemeinde, neben der kommunalen Komponente, auch auf die regionale und kulturelle Bedeutung des neuen Ortszentrums von Edelstal hinzuweisen.

Links zur Neugestaltung des Kirchenvorplatzes Gemeinde Edelstal:

www.mmcite.com/de/edelstal